… in einem Essay über den Amerikanischen Westen führte Marilynne
Robinson aus, dass unsere Mythen den Westen in Richtung Schiessereien,
Eroberung und Krieg, John Wayne, weite Landschaften und Massaker
verzerren. Könnte es nicht sein, dass es, neben dieser Ansammlung
männlich-dominierter Mythen auch eine wesentlich alltäglichere
Sichtweise, die der Frauen gibt, einen stillen, weiten Westen?
Einen stillen Westen, in dem die Weite nicht als Einladung zum Agieren,
sondern zu dem, was ich einen Trance-Zustand nenne, verstanden
wird?
- Charles Baxter, aus dem Essay “Stillness”
“Burning Down the House: Essays on Fiction”
(Saint Paul, MN: Graywolf Press, 1997)
INHALT
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1845, in den frühen Tagen des
Oregon-Trails, heuert ein kleiner Treck mit 3 Familien den Trapper
Stephen Meek an, um sie über die Cascade Mountains zu führen. Meek
gibt vor, eine Abkürzung zu kennen, und führt die Gruppe auf einen
unmarkierten Weg über die Hochebene, wo sie sich in der Felsenwüste
verlaufen. Die Wasservorräte gehen langsam zur Neige, und die
Siedler beginnen, Meek zu misstrauen. Ein Indianer kreuzt ihren Weg,
und die Gruppe muss sich entscheiden, ob sie sich diesem, von ihnen
als natürlicher Feind angesehenen Eingeborenen anschließen soll,
oder weiterhin dem Mann vertrauen, der sich bisher als zutiefst
unzuverlässig erwiesen hat.
Aus politischen Gründen wurde 1837 eine Kampagne zur Besiedlung des
Westens Amerikas gestartet. Man hoffte, dass sich durch Auswanderung
vieler Siedler die sozialen Probleme im Osten während der
Wirtschaftskrise so mindern ließen. Ausserdem sollten möglichst viele
Amerikaner nach Oregon ziehen, damit ihre Zahl die der Briten dort
übertraf und der Staat dadurch amerikanisch wurde.
Über den Oregon Trail verlief die erste Route der Siedler. Er war rund
2000 Kilometer lang und führte durch die Rocky Mountains. Der erste
kleine Treck nach Oregon machte sich 1842 auf den Weg, der nächste
1844. Er war mit 120 Planwagen und ca. 1000 Siedlern schon viel
schwerfälliger und schwieriger zu händeln. Geführt wurden die Trecks
von erfahrenen Männern, die etwa als Trapper zuvor schon die Gegend
erkundet hatten, und sich, nachdem durch die Ausrottung der Biber der
Pelzhandel unergiebig geworden war, nach anderen Geldquellen umschauen
mussten.
STEPHEN MEEK und THE MEEK CUTOFF
Stephen Meek begann 1831, er war 24 Jahre alt, als Trapper in den den
Bergen Kaliforniens und Oregons zu leben und zu arbeiten.
1845 mehrten sich die Grüchte, dass die Route des Oregon Trails über
die Blue Mountains gefährlich sei, da es Übergriffe der Cayuse und
Walla Walla Indianer auf die Siedler gäbe. Stephen Meek, der
gerade arbeitslos war, bot daraufhin einem Treck einen
alternativen Weg an, und an die 1000 Siedler folgten ihm. Es war eine
beschwerliche, steinige Route, die sie schließlich auf ein
Wüstenplateau, dem “Oregon High Desert” führte. Nach einigen Wochen war
klar, dass Meek nicht mehr wusste, wo sie waren. Das Wasser wurde
knapp, Hunger und Erschöpfung führten zu Tragödien. Der Treck
teilte sich schließlic, und Meek verschwand. Mindestens 50 Siedler
starben auf dem Weg. Diese Route hieß fortan “The Meek Cutoff” - Meeks
Abkürzung. Stephen Meek liess sich später mit seiner Frau auf seinem
Stück Land in Linn City, Oregon nieder.
Während
der Recherche für MEEK'S CUTOFF lasen wir viele Tagebücher aus dieser
Zeit. Natürlich waren diese Tagebücher von Frauen geschrieben worden,
und sie gaben einen ganz eigenen Blick auf diesen historischen
Abschnitt frei. Es ist ein ganz anderer Ton und eine andere Sichtweise,
als wir sie von den Hollywood-Western kennen. Man bekommt eine
Vorstellung von der alltäglichen Arbeit und von der Monotonie dieser
Arbeit. Ich hatte NANOUK OF THE NORTH im Kopf, als ich an MEEK'S
arbeitete. Bau ein Iglu, fange eine Fisch, mach Feuer … oder, bei uns,
bau das Zelt auf, mach Feuer, suche Wasser. Weiterhin erfährt man aus
diesen Tagebüchern von der Einsamkeit, die diese Frauen fühlten. Ich
erinnere mich an eine Frau, die schrieb, dass sie das Tagebuch für den
Fall schreiben würde, dass ihr Mann sie vielleicht eines Tages
kennenlernen wolle. Einerseits war niemand je alleine oder hatte eine
Privatsphäre während eines Trecks, aber gleichzeitig war man furchtbar
isoliert. Ausnahmen scheinen nur die Freundschaften der Frauen
untereinander zu sein. Man spürt außerdem, dass die
Aufzeichnungen neben dem Wetter das einzige sind, was das Vergehen der
Zeit deutlich macht. Die Reise schien wie eine Trance zu sein, ein
Verlauf von einem Tag in den nächsten. So etwas versuchten wir in den
Film einfließen zu lassen. Die Stille, das Schweigen und die
gnadenlose, sich verändernde Landschaft. Die erschwerten Bedingungen
beim Drehen, dazu noch mit Ochsen und historischen Waggons, erforderten
von uns einen ganz anderen Rythmus. Alles brauchte seine Zeit. Nichts
bekam man auf Zuruf. Alles war ein Kampf. Das Zeitempfinden war
gänzlich anders. Kelly Reichardt
Credits
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Stab
Regie KELLY
REICHARDT
Buch JON
RAYMOND
Produnzenten NEIL KOPP, ANISH SAVJANI, ELIZABETH
CUTHRELL, DAVID URRUTIA
Ausführende Produzenten TODD HAYNES, PHIL MORRISON,
RAJEN SAVJANI,
ANDREW POPE, STEVEN TUTTLEMAN, LAURA ROSENTHAL, MIKE
S. RYAN
Kamera CHRISTOPHER BLAUVELT
Produktiondesign DAVID DOERNBERG
Kostüme VICKI FARRELL
Locations ROGER FAIRES
Casting LAURA ROSENTHAL
Sound Design LESLIE SHATZ
Sound Mixer FELIX ANDREW
Musik JEFF
GRACE
Schnitt KELLY REICHARDT