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INHALT

Der introvertierte Dimitri verkauft mit zwei Kollegen Fertighäuser inmitten seelenloser Landschaften. Karg, einsam und leer stehen sie da, wie Dimitri selbst, der durch die Liebe zu einem jungen Mädchen versucht, dem Vakuum des eigenen Daseins zu entkommen. Das Mädchen arbeitet mit einer Freundin im Lager eines Möbelhauses, in dem nie ein Kunde auftaucht. Sie träumt von Dimitri, dem schweigsamen Fremden aus der Nachbarschaft, den man sich kaum bei seiner Arbeit als Vertreter
vorstellen kann.
Der belgische Regisseur und Drehbuchautor Bouli Lanners erzählt mit lakonischem Stil von einem lakonischen Anti-Helden. Mit seinem Regiedebüt hat er einen bemerkenswert stilsicheren Film geschaffen. Das Cinemascope-Format kontrastiert reizvoll mit dem Understatement von Figuren und Orten. Merkwürdige Ereignisse verschieben immer wieder die Perspektive. Der herausragende Soundtrack des DJ's Jarby McCoy liefert elektronische Musik vom Feinsten.
ULTRANOVA ist ein kleiner, radikaler und mutiger Film.
Bouli Lanners: "Ich zeige die Welt in ihrer natürlichen Traurigkeit." 

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Credits

Preis der CICAE - Berlinale 2005
Belgien/Frankreich 2004
Länge 86 Min.
Format 35 mm, Cinemascope, Farbe
freigegeben ohne Altersbeschränkung (FSK)

Stabliste

Regie + Buch
Bouli Lanners
Kamera Jean-Paul de Zaeytijd
Schnitt Ewin Ryckaert
Ton Olivier Hespel, Franco Piscopo, Benoît Biral, Marc Bastien
Musik Jarby McCoy
Produzent Jacques-Henri Bronckart
Co-Produzenten Antonio Lombardo,Arlette Zylberberg, Geneviève Lemal, Alexandre Lippens, Philippe Martin, David Thion
Co-Produktion Prime Time, Bruxelles; R.T.B.F. Coproductions Cinéma, Bruxelles; Scope Invest, Bruxelles; Les Films Pelleas, Paris
Produktion Versus Production

Darsteller

Dimitri Vincent Lecuyer

Cathy Hélène de Reymaeker

Jeanne Marie du Bled

Phil Michaël Abiteboul

Verbrugghe Vincent Berlogey

Cathys Mutter Viviane Robert

Bardame Ingrid Heiderscheidt

Tramper Serge Larivière

Hundebesitzer Philippe Grand’Henry

Blumenhändler Georges Siatidis

Dimitris Mutter Liliane Becker

Dimitris Vater Pol Deranne

Peripher Filmverleih www.peripherfilm.de – Tel: 030 6142464

Pressematerial - www.kinopresseservice.de

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Biografie BOULI LANNERS

Geboren am 20.5.1965 in Moresnet-Chapelle.

Ausstellungen als Maler. Arbeitete als

Ausstatter, Szenenbildner, Regieassistent

und vielbeschäftigter Schauspieler. Inszenierte

ab 1995 sehr erfolgreiche Kurzfilme.

ULTRANOVA ist sein erste langer Spielfilm.

Filme:

Kurzfilme
1995 NON WALLONIE TA CULTURE N’EST PAS MORTE
1996 LES SOEURS VAN HOOF
1999 TRAVELLINCKX
2000 WELCOME IN NEW BELGIQUE, LE FESTIVAL DE KANNE DE BELGIQUE
2001 MUNO
2004 L’HERBE SOUS LE PIED Dokudrama, Co-Regie: Stéfan Liberski
ULTRANOVA

Bouli Lanners

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Kritiken (zur Berlinale):

ZDF - Aspekte

Critic.de:
Aus den vielen konventionalisierten Mittelmäßigkeiten der Panorama-Sektion ragt auch der Debütspielfilm Ultranova von Bouli Lanners heraus. Der belgische Regisseur und Drehbuchautor verweigert sich einer klassischen Narration: Er erzählt mit einem lakonischen Stil von einem lakonischen Anti-Helden - der bewusste Verzicht jeglicher dramatischer Höhepunkte, visueller Spielereien oder darstellerischer Extravaganzen korrespondiert mit der tristen, zum Teil absurd-komischen Lebenssituation der Figuren. Mit seinen zwei Kollegen verkauft der introvertierte, lebensfremde Dimitri (Vincent Lecuyer) Häuser inmitten seelenloser Landschaften. Karg, einsam und leer stehen sie da wie Dimitri selbst, der durch die Liebe zu einem jungen Mädchen versucht, dem Vakuum des eigenen Daseins zu entkommen. Ultranova ist ein kleiner, radikaler und mutiger Film, der das gestörte Verhältnis des modernen Menschen zu sich und seiner Umwelt in genauen Beobachtungen des Alltags entlarvt.

Interview

Plakat

Ultranova“ ist, wie Deine Kurzfilme, ein sehr bildhafter Film.

Man muss wissen, dass meine ersten künstlerischen Anregungen von der Malerei kamen, besonders von Landschaften. Für diesen Film ging alles eher von einem Gefühl als von einer Idee aus. Dieses Gefühl hat mich während der ganzen Arbeit nicht mehr verlassen. Mein Instinkt hat mich geführt, wie wenn ich male. Deshalb wurde das Drehbuch umgeworfen, neu geformt und immer wieder umgebaut, vom Schreiben bis zur Endmontage, mit kleinen, aufeinander folgenden Pinselstrichen.

Das Bild im Cinemascopeformat wurde zur Leinwand, die Schauspieler zu farbigen Pinselstrichen und der Film zum Gemälde.

Deine Erzählung verknüpft Geschichten, deren Handlungsfäden ausfransen, das ist eine recht ernüchterte Vision von der Welt.

Im Gegensatz zu dem Bild, das ich von mir geben kann, oder das man von mir hat, mag ich gern das Traurige, und auf eine ganz natürliche Weise habe ich einen eher traurigen Blick auf die Welt.

Ich bekomme meine Anregungen von Bekannten, aus Anekdoten, die die Leute mir erzählen oder aus Lebensgeschichten, die ich einem indiskreten Ohr stehle.

Der Film baut sich aus all diesen kleinen Elementen wie ein Puzzle auf. Und wenn ich gern von Menschen erzähle, die ein bißchen verloren sind, von Geschichten, die ausfransen, von Verirrungen, dann deshalb, weil diese Geschichten mich berühren.

Dennoch sind Deine Filme weit davon entfernt, traurig zu sein.

Zu ernsthaft von ernsten Dingen zu sprechen, kann ganz schön nervig sein. Wenn man die Sache verdaulich gestalten will, muss man stückweise vorgehen.

Die meisten Lachanfälle gibt es immer auf Beerdigungen. Und das ist nicht deplatziert, es ist ganz menschlich.

Das Lachen schützt uns vor Schlimmerem.

Dimitri und seine Kollegen verkaufen schlüsselfertige Häuser, in denen alles vorgeplant ist, sogar das Picknick im Garten...

Ich wollte ausschweifende Leben von Charakteren und das falsche Bild vom Glück in vorgefertigten Häusern parallel setzen.

Der gegenwärtige Urbanismus hat eine starke poetische Ebene und eine Art unfreiwilliger Nostalgie; man baut Countrystyle-Häuser in Industriegebiete, und das korrespondiert mit nichts mehr, außer mit einer Erinnerung an etwas, was noch nahe ist, aber schon nicht mehr existiert.

Das ist ein starker Kontrast, der dennoch banal geworden ist.

Heutzutage will sich jeder bei uns ein Haus bauen lassen, wo doch Familie und soziale Beziehungen sich auflösen.

Was die Sicherheit betrifft, gibt es diese starke Metapher des Air-Bags, der sich ohne Grund aufbläst.

Im Westen allgemein, auf jeden Fall aber in Belgien, lebt man in einer Welt, die wirklich nicht gefährlich ist. Dennoch sichert jeder sich ab. Man versucht, sich vor einer Gefahr zu schützen, die oft gar nicht existiert, und das modifiziert radikal unser Verhalten.

Der Air-Bag symbolisiert gut diese übertriebene Sicherung. Aber stellen wir uns vor, dass er ohne Grund ausgelöst wird. Dann bringt das, was uns schützen soll, uns plötzlich in Gefahr. Ich mag diese Idee.

Gefahr und Tod sind Teil des Lebens. Wir sollten sie weder überbewerten, noch verdrängen. Wir leben nicht in einer perfekten Welt, und das ist das Normale.

Diese Ambiguität ist symptomatisch für alle Charaktere.

Im Prinzip langweilen meine Figuren sich alle schrecklich. Sie erhoffen sich ein anderes Leben. Dennoch erlauben sie sich nicht die Mittel dazu.

Wie wir sind sie alle zerbrechlich, von Fragen geplagt, sie alle brauchen Zärtlichkeit.

Aber ehe sie das zugeben, lassen sie sich langsam gleiten. Sie gestehen sich nicht ein, dass sie langsam einschlafen.

Meine Helden sind wie kleine Sterne, deren Wärme man erst bei ihrer Implosion wahrnimmt, wie Supernovas, die vor ihrem endgültigen Tod ein letztes Mal leuchten. Ich hoffe, dass sie nicht „endgültig“ sterben. Ich hoffe, dass sie darüber hinauskommen. Für mich sind sie Ultranovae.

Außer den Personen entdecken wir auch Landschaften Walloniens, die absolut nicht pittoresk sind.

Ich wollte die Leere in den menschlichen Beziehungen zeigen, indem ich die Figuren in eine sehr leere Landschaft stelle, wie die einsamen Cowboys im Western.

Nun ist Belgien sehr klein, es gibt keine großen Canyons, dafür gibt es scheußliche große Industriegebiete, also habe ich mich ihrer bedient.

Es gibt auch amerikamisierte Orte wie das Café „Le Rustique“, das einer amerikanischen Bar an einer der großen Nationalstraßen ähnelt. Ich mag, was sich aus den Gemälden von Hopper heraus entwickelt, ich habe das in diesem Dekor wiedergefunden.

Ich zeige mein Wallonien, nicht das der Fremdenverkehrsvereine. Und ich ziehe mein Wallonien vor.

Der Film ist offen, es gibt Luft und Raum. Diese Weite ensteht auch durch die Musik.

Ich habe den ganzen Film im Auto geschrieben, beim Spazierenfahren, dabei habe ich Musik gehört und mich treiben lassen von dem, was ich fühlte.

Die reine Emotion kommt von der Musik. Jarby Mc Coy, mein alter Freund, komponiert minimalistische Melodien, ziemlich traurig und schlicht, die zu mir passen und die das Bild tragen. So wie das Bild die Musik trägt. Das ist unlösbar verbunden. Und es ist diese Alchimie, die die Gefühle befördert. Eher ein schönes Gefühl als ein großer Diskurs.

Was das Ende angeht, so ist es offen. Man weiß nicht, was Dimitri danach machen wird, so wie ich nicht weiß, was morgen sein wird.



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