Palme D'OR Cannes 1999 - Bester Film
Palme D'OR Cannes 1999 - Beste Darstellerin (Emilie Dequenne)

Rosetta

Ein Vorort einer kleinen belgischen Stadt. Rosetta lebt mit ihrer alkoholabhängigen Mutter in einer Wohnwagensiedlung. Nichts will sie mehr, als einer geregelten Arbeit nachzugehen, sei es als Fabrikarbeiterin, als Verkäuferin, egal was. Aber nichts ist schwerer als das. Atemlos, gleich einem gehetzten Tier, stürzt Rosetta voran, fällt hin, rappelt sich mit endloser Energie wieder auf, sieht die Hand nicht, die ihr entgegengestreckt wird. Rosetta ist besessen von der Furcht, unterzugehen, besessen von der Schmach, eine Aussenseiterin zu werden. Sie sehnt sich nach einem normalen Leben. Auch sie will ihre Chance haben. Hautnah verfolgen Luc und Jean-Pierre Dardenne die kämpferische junge Frau mit der Handkamera, registrieren mit äusserster Präzision jede ihrer Bewegungen. Diese Intensität erinnert an "Dogma", doch die Dardennes pflegen diesen direkten, authentischen Stil schon seit Jahren. Ein kontroverser, aber mutiger Jury-Entscheid, diesen kompromisslosen Film in Cannes mit der Goldenen Palme auszuzeichnen.

Verschiedene Frauenportraits werden in die Filmgeschichte eingehen: Jeanne d' Arc von Dreyer, Wanda von Barbara Loden, Mouchette von Bresson, Sue von Amos Kollec... und seit kurzem auch Rosetta von Luc und Jean-Pierre Dardenne. (...) - Rosetta ist ein grosser Film, der es vorzieht zu schweigen. Dies ist sehr wohltuend für uns, die wir an dauerndes "Geschwätz" im Kino gewohnt sind.
Gérard Lefort (Liberation)

-Rosetta- benützt fast ausschließlich die Mittel des Dokumentarfilms. Das verfolgen auf Schritt und Tritt der Protagonistin und das grobe, lückenhafte Auswählen und Ausschneiden aus der Realität, erlauben Rosetta, ihr eigenes fiktives Umfeld zu schaffen. Der Film und seine Hauptperson sind eins. Sie füllen sich gegenseitig mit Energie.
Serge Tourbiana (Cahiers du cinema)