Tanja
kommt aus Liebe nach England. Und findet sich wieder am Ort der
‘letzten
Zuflucht’.
Die Russin Tanja und
ihr Sohn Artiom werden bei ihrer Ankunft in England von der
Einwanderungsbehörde sofort beargwöhnt. Mark, den sie zu heiraten
hofft, ist nicht
wie versprochen am Flughafen erschienen. Um
der
unverzüglichen Rückführung nach
Moskau zu entgehen,
beantragt Tanja
politisches Asyl.
Sie und Artiom werden in einem
gesichtslosen Betonbau in Stonehaven
einquartiert, wo sie
mit dutzenden Anderen dem Fortgang des ungewollten
Asylverfahrens
harren. Sie haben keine Pässe, kein Geld, keine Rechte.
Als
Mark ihr mitteilt, dass er sie nicht mehr sehen möchte, will Tanja so
schnell wie
möglich zurück nach Moskau. Doch das
bürokratische Verfahren dauert Monate.
Ausser Tanja ist
bereit, für die Tickets selber zu bezahlen.
Lusche
Geschäftemacher versprechen ihr schnelles Geld
gegen üble Jobs.
Während ihre Illusionen allmählich schwinden,
lernt sie den sympathischen
Spielarkaden-Manager Alfie
kennen.
Verzweifelt und um einer albtraumhaften Welt von
Einzelgängern und
Hoffnungslosen zu entfliehen, geht Tanja
mit Alfie eine zaghafte Beziehung ein,
aus der bald mehr
wird. Bald steht Tanja vor der Entscheidung, ob sie mit Alfie ein
neues
Leben beginnen oder nach Russland zurückkehren will.
Pawlikowski
wurde 1957 in
Warschau, Polen geboren. Seit 1977 lebt und arbeitet
er in
England. Er begann seine Karriere als Autor und Regisseur mit
preisgekrönten
Dokumentarfilmen. Er beschreibt seine Filme
als 'surreale Geschichten über kleine
Helden, die im Strudel
der Geschichte gefangen sind'. Er ist für seine
ausgefallenen
Dokumentarfilme bekannt, die Tatsachen und Fiktion auf eine
persönliche
und poetische Art vermischen.
Filmografie (Auswahl)
2004
My Summer of Love
2000 Last
Resort
1998 Twockers
1997
The Stringer Director's Fortnight Cannes 1998
1995
Tripping with Zhirinovsky Grieson Award, Best
British Documentary Golden Gate Award, San Francisco
1992 Serbian
Epics Grand Prix, Festival Marseille; Grand Prix, Festival
dei Popoli, Florenz
1991 Dosoevsky's Travels Royal
Television Award, Felix, Canadian Rocky, Prix Italia
1990 Kids
from Famu
1990 From Moscow to Pietushki Emmy
International. Prix Itali, Canadian Rocky, Royal Television Award
1989
Vaclav Havel UN Media Peace Prize, RTS Nomination
1988
Extraordinary Adventure
1987 In
the Blood
1986 Lucifer over Lancashire
Dina
Korzum - Tanja
Artiom Strelnikov - Artiom
Paddy
Considine - Alfie
Lindsey Honey - Les
Perry Benson
- Einwanderungsbeamter
Katie Drinkwater
- Katie
Dave Bean - Frank
Adrian
Scarborough - Städtischer Beamter
David Auker - 2.
Städtischer Beamter
Bruce Byron - Polizeibeamter
Zoe
Sharpe - Mädchen in der Clique
Daniel Mobey - Danny
Marcus
- Cafébesitzer
Crew
Regie:
Pawel
Pawlikowski Buch: Pawel
Pawlikowski und Rowan Joffe Produziert von Ruth
Caleb, Christopher Collins, Marc Isaacs Ausführende
Produzenten: Michael Wood, David M. Thompson, Alex
Holmes Koordination Produktion: Emma Fowler Koordination
Post Produktion: Victoria Gregory Kamera:
Ryszard Lenczewski Schnitt: David Charap,
Tam Osman Originalmusik: Max de Wardener Ton:
John Pearson, Michael Narduzzo Kostüme:
Julian Day
35mm - 1:1,85 - Farbe - Dolby SR Altersfreigabe:
freigegeben ab 12 Jahren
Best
British Film (Michael Powell Award), Edinburgh Film Festival
Golden
Alexander (Bester Film, Beste Schauspielerin, Bester Schauspieler),
Thessaloniki Film Festival
International Critics Prize am
London und Thessaloniki Festival
Bester Film, Gijon Film
Festival, Spanien
BBC
Films und die Dokumentarabteilung finden in einer neuen Initiative
zusammen,
in der Dokumentarfilmer ihre Vision in einer anderen Art von
Spielfilmen
umsetzen. "Last Resort" ist Teil einer vorgeschlagenen Trilogie.
Beabsichtigt
war, ein dokumentarisches Drama zu schaffen, das sich um eine
junge
Russin dreht, die zum ersten Mal mit ihrem Sohn nach Grossbritannien
kommt.
Um ihre Erfahrungen herum wurde dann eine Erzählung konstruiert. Es
sollte
eine Entdeckungsreise für sie und ihren Sohn und ein einzigartiger
Blick auf
England werden.
Pawel
Pawlikowski reiste nach Russland um eine geeignete Schauspielerin zu
finden.
Schon in einem frühen Stadium wurde beschlossen, dass er eine
Schauspielerin
sucht, die auf eine reale Situation einzugehen versteht und sich
dabei
auch durch Regieanweisungen nicht beirren lässt. Den Erfahrungen der
Protagonistin
wurde eine narrative Struktur auferlegt - aber während des Drehs
entwickelte
sich das Werk weiter, um aktuelle Gegebenheiten zu reflektieren.
Kommentar
des Regisseurs
Die
Geschichte einer Frau
aus Osteuropa, die ihren trotzigen Sohn nach England
schleppt
um sich mit einem ihr ausweichenden Verlobten zu treffen, hat
autobiografische
Wurzeln. Das andere Element, das mir half mir die Geschichte
auszumalen,
war die Idee der Küstenstadt als Sackgasse, quasi eine Schutthalde
für
unerwünschte Leute (ausländische und einheimische), aus der es keinen
Fluchtweg
gibt. 'Last resort' eben, die letzte Zuflucht, sowie der letzte
Badeort.
Der Film ist in erster Linie eine
Entdeckung der Erfahrung des sich Verliebens. Er
benutzt die
Problemfrage der Flüchtlinge als Setting. Das Drama hat auch einen
ironischen
Hintergrund, denn Tanja ist eigentlich gar kein Flüchtling. Sie kam aus
Liebe nach England.
Last Resort will
nicht in erster Linie ein leidenschaftlicher sozialer Appell sein.
Zwar
geht es um das Flüchtlingsproblem, doch ist dieses ein Nebenschauplatz.
Ein sozial-realistisches Drama über das Elend der Flüchtlinge
wäre viel trister
geworden. Mit der Liebe kann man das
Publikum packen - jeder kann sich mit dem
Verlieben
identifizieren. Was mir gefiel, war der Zusammenprall der Bürokratie
des
Immigrationsbüros und der Liebesgeschichte. Die Natur
der Bürokraten, ihre
mechanische, unpersönliche Art mit
Leuten umzugehen, bildet die Antithese zur
leidenschaftlichen
Liebesaffäre.
Was ich nicht machen wollte, war einer
dieser schwerfälligen Filme mit britischer
Thematik über
Randständige, solche Filme die üblicherweise mit soziologisch
durchschnittlichen
Figuren besetzt sind, mit Typen, die sich im Allgemeinen so
benehmen,
wie man es von ihnen erwartet. Was mich schon immer beim Film (wie
auch
im richtigen Leben) faszinierte, sind die Leute, die der Norm trotzen,
jene die
ihr Umfeld herausfordern, die, obwohl sie die
sozial Untersten sind, ihre
menschliche Würde und ihre
Fähigkeit zu Hoffen nicht verloren haben.
In meinem
Film versuchte ich psychologische Wahrheit und Naturalismus in der
Schauspielerei
mit einer abstrakten, traumartigen Qualität im visuellen Stil zu
vereinen.
Deshalb das andauernde Wechselspiel zwischen Sequenzen mit
subjektiver
Handkamera und statischen, weitwinkligen Aufnahmen. Ich
war
weniger daran interessiert, meine Figuren in
eine dokumentarische Realität zu
tauchen, als für sie eine
Atmosphäre eines schlechten Traums zu kreieren.
Wir
begannen den Film ohne ein genaues Drehbuch, nur mit einem Abriss der
Geschichte.
Gewisse Szenen und Dialoge entstanden aus Workshops, die vor dem
Dreh
stattfanden. Manche – die interessanteren – wurden während des Drehs
selbst
'erträumt'. Dies war möglich, weil wir im dokumentarartigen Stil
arbeiteten
und uns deshalb einen grossen Grad an
Flexibilität erlauben konnten. Wir filmten
mehr oder weniger
chronologisch, mit einer kleinen Crew, verwendeten minimale
Beleuchtung
und eine beschränkte Anzahl leicht zu erreichender Drehorte. Ein
wichtiger
Faktor war, dass die HauptdarstellerInnen und das Produktionspersonal
unter
einem Dach aßen und schliefen, so dass sie den Film während der ganzen
Produktionszeit
lebten und atmeten.